Objekte
ASSEMBLAGEN
Glasobjekte
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Archiv der Überbleibsel
Ausgang zu dieser Serie war der Fund eine Rolle Dachpappe im Keller, die ich ursprünglich zum Recyclinghof bringen wollte, sie aber dann vergessen habe mitzunehmen. Da es sich bei diesem Material um einen Rest aus einer Schaffensperiode handelt, in der ich verstärkt mit Baumaterialien gearbeitet und damit 1995 o. T. Schwarzes Triptychon - (je 101 x 75 cm) erstellt habe, lag die Überlegung nahe, sich mit meinen Resten, Überbleibsel aus der Vergangenheit zu beschäftigen.
Auch gingen meine Gedanken schon eine ganze Zeitlang der Frage nach, wie ich mit den Materialien, mit denen ich aktuell arbeite, Schichtungen erreichen könnte.
500er Dachpappe, beidseitig gesandet, wurde zur Abdichtung von flachgeneigten Dächern verwendet und kann mit Wärme in der Fläche mit einander verklebt werden. Da sich die schwarze Pappe auf den Dächern sehr stark erwärmt und die Gefahr besteht, dass das Material sehr weich wird und sich möglicherweise von der Dachschalung löst, soll die feine Körnung des aufgebrachten Sandes die Sonne reflektieren und so die Erwärmung reduzieren. Heute werden Flachdächer mit Folien aus Bitumen gedichtet, beide Materialien sind Ölprodukte und nicht sehr umweltfreundlich.
Die Idee, Reste zu verarbeiten führte mich fast zwangsläufig zu Überlegungen, welche inhaltlichen und gestalterischen Möglichkeiten damit verbunden sein könnten. Zugleich sind diese Reste mit Erinnerungen an verschiedene Lebensabschnitte, Kindheitsgeschichten und Personen, Schaffens-perioden verwoben und plötzlich entsteht ein Beziehungsgeflecht, was mir so nicht bewusst war, ich aber sehr spannend finde.
Die Vielzahl sehr unterschiedlicher Materialien hat zur Folge, dass Assemblagen entstehen. Diese sind ca. 30 x 24 x 10 cm groß und ich bezeichne sie als Versuche, zum einen, um gestalterische Möglichkeiten auszuloten, zum anderen, um mich über die Stofflichkeit der Materialien meiner Vergangenheit zu nähern. Versuche auch deshalb, weil es dazu immer mehrere Möglichkeiten gäbe.
Eine für mich sehr spannende Beziehung ist der Versuch 9 – Großmutter:
Meine Großmutter habe ich zwar nie kennengelernt, aber die Schneiderei der Großeltern war in den Gesprächen und Erinnerungen meiner Mutter präsent. Meine Mutter hat in der Schneiderwerkstatt ihrer Eltern eine Schneiderlehre gemacht, die sie aufgrund des Krieges nicht abschließen konnte.
Ich habe in der Realschule das Nähen gelernt und zu Hause auf der alten Singer Nähmaschine aus der Schneiderwerkstatt meine ersten Kleider genäht. Da ich mir viele Jahre lang meine Kleidung selbst genäht habe verbinden sich in der Assemblage, Erinnerungsfoto der Großmutter 1936 vor ihrer Schneiderwerkstatt, alte Fadenrollen aus dieser Zeit und neue Schnittmusterbögen, die ich für meine Kleidung benutzt habe. Auf dem Foto erkennt man, dass die Großeltern damals schon Schnittmusterbögen in der Damenoberbekleidung genutzt haben. So entsteht eine Verbindung dreier Generationen über das Schneidern.
Aber die einzelnen Versuche erzählen nicht nur Geschichten, Geschichten die mit meiner Vergangen-heit und künstlerischen Auseinandersetzung mit unserer Lebensumwelt zu tun haben, sondern bezeugen auch die Verbundenheit mit den vielen Menschen, die hinter diesen Materialien und deren Herstellung stehen. Zudem sind sie auch Ausdruck der Benutzung und Ausbeutung der Ressourcen unserer Erde und stellen in gewisser Hinsicht auch den Müll dar, den wir und ich im Besonderen hinterlassen. Mit diesem Archiv soll den „Resten“ eine kleine Anerkennung zuteil werden, die sonst in der Müllverbrennung landen würden.