Schreine I

   

Schreine

Seit geraumer Zeit beschäftigt sich Ute Wennrich mit dem Thema „Schreine“ als Objekte, die sowohl Räume umfassen also „Gehäuse“ und Orte beschreiben als auch in Kommunikation mit dem sie umgebenden Raum treten.
Die vorgestellten Arbeiten sind Wachsobjekte und konkrete Hüllen von „Behausungen“ imaginärer Innenräume, die Assoziationen vom Träumen und Erinnern wecken, die über Leben und Tod erzählen oder wie es bei Bachelard heißt:
“Im Kästchen sind unvergeßliche Dinge, unvergeßlich für uns, aber auch für jene, denen wir unsere Schätze schenken werden. Die Vergangenheit, die Gegenwart, eine Zukunft sind darin zusammengeballt. Und so wird das Kästchen zum Gedächtnis des Unvordenklichen.“ (Poetik des Raumes)
Der Imagination der unvergesslichen Dinge wird mit dem Material des Wachses für die Objekte ein Äußeres verliehen, das durch die Ambivalenz der Symbole die dem Wachs seit altersher zugeschrieben wird, besonderen Ausdruck verleiht.

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Neben den Bezügen zum Tod und Totenkult in frühen Kulturen steht Wachs im Zusammenhang mit Seele, Leben, Herz, was der griechische Wortstamm ker bedeutet und im Wort keros – Wachs enthalten ist. Die Biene wurde beispielsweise im Mittelalter als heiliges Tier angesehen und ihr Wachs galt in den Religionen als eine Art Zauberstoff, der sowohl dem Diesseits als auch dem Jenseits verbunden war.
Wachs strahlt im flüssigen und warmen Zustand eine enorme Wärme (Lebensenergie) aus, im erkalteten Aggregatszustand wird es brüchig, sehr fragil und verletzlich – letzten Endes Ausdruck von etwas Kostbarem.
Mit der Wahl dieses Stoffes für die Schreine soll diese Ambivalenz zwischen Lebensenergie und Tod, gleich der Erinnerung und dem Bewahren von etwas Kostbarem im Leben über den Tod hinaus, gedacht werden.